RESTSTOFFE AUS DER GASTRONOMIE
Dieses Projekt nutzt Reststoffe aus der Gastronomie, um den Einsatz herkömmlicher Ressourcen in der Keramikproduktion zu reduzieren.
Neben Keramikabfälle nutze ich Küchenreste wie Nussschalen, Karottenkraut, Kartoffelschalen, Knochen und vieles mehr.
Bei meinem Projekt mit der Gastronomie stelle ich fest, dass Materialien, die bis anhin im Abfall landeten, wieder für hochwertige Produkte eingesetzt werden können. Es ist sogar möglich Produkte mit einer aussergewöhnlichen Ästhetik zu schaffen. Das produzierte recycling Geschirr erhält je nach Ausgangsmaterial eine individuelle Farbtönung. Die Glasuren aus Pflanzenabfällen faszinieren durch die einzigartigen Farbbilder.
Dieses Projekt ist nominiert für den European Ceramic Context 2024
Geschirr aus recyceltem Keramik mit Glasuren aus Früchte-und Gemüseresten
MATERIALRECHERCHE KERAMIK
In der Gastronomie geht einiges an Geschirr kaputt. Durch meine Recyclingtests mit Porzellan habe ich festgestellt, dass gebranntes Geschirr wieder verwendet werden kann. Restaurants sind nicht nur ein guter Lieferant von Scherben, sie verwenden auch verschiedene keramische Materialien, sei dies nun industrielles oder handgefertigtes Porzellan, Steinzeug oder Steingut. Auf diese Weise ist es mir möglich ein breites Spektrum an keramischen Werkstoffen zu testen. Die ersten Scherben erhielt ich vom Rechberg 1837 und dem Kulturlokal Rank aus Zürich und aus Biel vom Éclsue und dem Lokal. Ein Teil des kaputten Geschirrs bestand aus glasiertem Steinzeug, der andere Teil aus glasiertem Porzellan. Trotz der Glasur konnte ich 50% der Porzellanmasse durch das recycelte Material ersetzen. In Zusammenarbeit mit einem lokalen Zementwerk zerkleinere ich die Keramikabfälle. Die entstandene Masse eignet sich für den seriellen Schlickerguss, woraus Geschirr entsteht, das dicht und stabil ist und wieder in der Gastronomie eingesetzt werden kann.
Brecher
Gemahlene Scherben
Keramik mit recycling Material
MATERIALRECHERCHE GLASUR 1
Oft entstanden Keramikglasuren durch Zufall. Bereits vor über 1000 Jahren v. u. Z. wurde entdeckt, dass Aschepartikel im Holzfeuer glasige Ablagerungen auf Keramiken hinterließen. Diese Ascheanflugglasur wurde weiterentwickelt und bildete die Grundlage für Ascheglasuren.
Bei einer Ascheanflugglasur verbinden sich bei hohen Temperaturen Ascheteilchen mit der Keramik und verschmelzen zu einem glasigen Überzug. Die Mineralien, die Pflanzen während ihres Wachstums aus dem Boden aufnehmen, beeinflussen die Qualität und Farbe der entstehenden Glasur.
In meinem Projekt „Gastronomie“ nutze ich Küchenabfälle wie Nussschalen, Karottenkraut, Kartoffelschalen und mehr für Glasuren. Inspiriert von der Ascheanflugglasur begann ich, Küchenabfälle in geschlossenen Gefäßen zu brennen. Die Pflanzenreste erzeugen je nach Standort und Jahreszeit unterschiedliche Verfärbungen und glasige Schichten. Auch der Deckel der Gefäße kann durch den Dampf eine glasige Beschichtung oder Verfärbungen erhalten, allein durch die hohen Temperaturen und die Inhaltsstoffe der Pflanzen.
Trotz unseres Wissens über die chemische Zusammensetzung von Pflanzen bleiben Glasuren aus Pflanzen immer eine Überraschung. Dieses fortlaufende Projekt verändert sich stetig mit den verfügbaren Ausgangsmaterialien.
Glasurentests aus Pflanzenresten
Glasur Karottenkraut
Glasur Avocadostein
MATERIALRECHERCHE GLASUR 2
Bei meinem zweiten Versuch mit Glasuren beschäftige ich mich mit Ascheglasuren. Bei Ascheglasuren wird die Asche gezielt als Bestandteil der Glasurrezeptur verwendet und auf die Keramik aufgetragen, bevor sie gebrannt wird.
Ich erforsche, ob es möglich ist, eine Ascheglasur aus den erhaltenen Gastronomieabfällen herzustellen. Dabei verwende ich Altglas, Steingutabfälle, Pflanzen- oder Knochenasche. Traditionell bestehen Ascheglasuren hauptsächlich aus Holzasche, Ton und Quarz. Statt Holzasche verwende ich Karottenkrautasche, ersetze den Ton durch Steingutscherben und nutze Altglas anstelle von Quarz. Zusätzlich fügte ich bei einigen Tests Knochenasche hinzu, um deren Auswirkungen auf die Glasur zu untersuchen.
Das Siliziumdioxid in der Pflanzenasche dient als Glasbildner, während weitere Mineralien als natürliche Flussmittel fungieren. Die Steingutabfälle ermöglichen eine gute Auftragsfähigkeit der Glasur und verhindern, dass sie beim Brennen zu stark verläuft. Das Siliziumdioxid in Form von Altglas macht die Glasur widerstandsfähig, hart und verleiht ihr nach dem Brennen ein glänzendes Aussehen.
In einer Versuchsreihe testete ich die verschiedenen Reststoffe aus der Gastronomie. Mit den richtigen Mischverhältnissen lässt sich aus diesen Abfallprodukten eine Glasur erstellen. Es ist möglich, einen glasig-glatten Überzug herzustellen, der sich gut mit dem Untergrund verbindet. Die ebenfalls getestete Knochenasche bewirkt durch das in ihr enthaltene Phosphor eine matte Glasur. Je nach vorhandenen Ausgangsmaterialien und deren Zusammensetzung verändert sich die Glasur stets ein wenig. Die Glasuren werden fortlaufend in der Gastronomie getestet.